Zum 25-jährigen Vereinsjubiläum am 14. September 1908 wurden alle 28 Vereine des Turngaus eingeladen. Zur Finanzierung des Festes trat man nach Beschluss vom 2. Mai 1908 an die Volksbank heran. Nachdem sich der Vereinswirt Eduard Moos für den Verein verbürgte, konnte die notwendige Anleihe aufgenommen werden.
Die nächsten Jahre waren geprägt durch das sportliche Wirken des Lehrers Ewald Coen. Seit Juni 1909 war Lehrer Coen als Turnwart Mitglied des Vorstandes. Als begeisterter Turner war er Vorbild und Motivator, so dass sich dem Verein weitere Mitglieder anschlossen.
Unterbrochen wurde der sportliche Aufschwung durch den Beginn des 1. Weltkrieges. Bemerkenswert ist die in der vorerst letzten Generalversammlung vom 19. August 1914 beschlossene Spende des gesamten Kassenbestandes von 30,- Reichsmark an das Rote Kreuz, aufgestockt durch Dr. Nietsch um weitere 5,- Reichsmark.
Während der Kriegsjahre ruhte das Vereinsleben. Veranstaltungen oder Versammlungen sind nicht dokumentiert.
Foto: Eine Stärke des Vereins waren die Geher
hintere Reihe v. links Palmstrom aus Oberbantenberg, die Eckenhagener Johann Heikaus, Karl Köhler und Christian Klein; mittlere Reihe rechts im Anzug Betreuer Bernhard Hanster; vorne sitzend v. links Berthold Müller aus Eckenhagen und Erich Lynen aus Mittelagger
Foto: Landesturnfest Aachen
Schon 3 Monate nach Ende des 1. Weltkrieges trafen sich die Turner wieder und belebten das Vereinsleben neu. Auf der Versammlung vom 19. Februar 1919 wurde der Vorstand bestehend aus Hauptlehrer Bürstinghaus, Lehrer Sussenberger, Friedrich Klein, Lehrer Coen und Eduard Moos gewählt.
Lehrer Coen wählte man einstimmig zum Ehrenturnwart. Bereits zum Gauturnfest 1919 konnten wieder 4 Turner antreten, unterstützt von einer Musterriege. 1920 wurde auch die Tradition der Stiftungsfeste wieder aufgenommen.
Der gesellschaftliche Wandel zeigte sich auch im Turnverein: Bislang nur von Männern dominiert, zeigte eine Damenriege auf dem 1920`er Stiftungsfest einige Darbietungen – offenbar mit Erfolg: Offiziell wurden nun am 10. Juli 1920 die Damen in den Verein aufgenommen.
Im Herbst des Jahres 1920, am 11. September, fand eine erste Trennung statt. Da die Fußball-Lust, welche aus England überschwappte, im Verein gewaltig zunahm, entbrannte ein Streit unter den Sportlern. Aus dem Turn- und Sportverein Eckenhagen wurde ein Turnverein; ein Teil der Mitglieder wechselte zum konkurrierenden Sportverein, um dort Fußball zu spielen. Allerdings verbaute der Turnverein den Wechselwilligen nicht die Rückkehr, sondern erklärte sich bereit, sich jederzeit wieder zu einem Turn- und Sportverein zusammenzuschließen.
In Erinnerung an die gefallenen Turnkameraden des 1. Weltkrieges wurde der bereits in den vergangenen beiden Jahren angeregte Bau eines Denkmals vorangetrieben. Allein aus eignen Mitteln konnte der Verein das umfangreiche Projekt nicht finanzieren.
Sammlungen in der ganzen Gemeinde wurden durchgeführt und schlussendlich übergab der Bürgermeister dem Verein 5000,- Reichsmark. Dieser führte den Bau in eigener Regie weiter und weihte zum Himmelfahrtstag 1921 das Denkmal am Heidchen ein – schon damals in Ansätzen public privat partnership.
Neben dem Bau des Denkmals strebte der Verein die Verwirklichung eines weiteren Großprojektes an. Anlage und Ausbau des alten Sportplatzes „Auf dem Heidchen“ wurden geplant und umgesetzt. Dort wo heute Häuser stehen, wurde vor über 85 Jahren ein für damalige Verhältnisse hervorragender Sportplatz angelegt. Im August 1924 wurde der Platz fertig gestellt und mit einem großen Sportfest eingeweiht.
Zum 1. Aggerberg-Fest trafen sich fast 500 Turner aus über 40 Vereinen. Zu den Teilnehmern gehörten auch die Mitglieder der im Februar neu gegründeten Faustball-Mannschaft für Damen und Herren des TuS Eckenhagen.
Foto: Die 5x 100m Staffel des Sportvereins Eckenhagen nach einem Sieg in Waldbröl: v. l. Fritz Überacher, Ewald Ufer, Johann Hadamer, Tonis Hahner und Hans Heymann
Foto: 1925 – Die Damen des Vereins waren Meister im Aufführen von Reigen. Sie wurden von Willi Isenhardt oder auch Lehrer Coen entworfen und einstudiert. Wo sie auch auftraten, holten sie den ersten Preis.
Ein Jahr zuvor, am 9. Juni 1923, beschlossen die Turner beim Amtsgericht in Waldbröl den Antrag auf Eintragung in das Vereinsregister zu stellen. Unter dem Namen „Turn- und Sportverein 1883 Eckenhagen“ erfolgte zum 12. Dezember 1923 die Eintragung. In Abstimmung mit dem Aggertaler Turngau wollte man nun im zweijährigen Turnus das Aggerberg-Fest ausrichten – wegen der guten Sportanlagen und nicht zuletzt der gut organisierten, von den Einwohnern Eckenhagens stets unterstützten Feste wurde es zu einem Pflichtprogramm für den Gau.
Das zweite Aggerberg-Fest begann am 24. Juli 1926 – die zweitägige Veranstaltung war sportlich stark besucht, allerdings machte schlechtes Wetter dem Verein und der Vereinskasse einen Strich durch die Rechnung. Sportlich ereignete
sich in den kommenden Jahren dann kaum berichtenswertes; die Aggerbergfeste wurden nicht fortgeführt.
Dafür machten die Nachbarorte Sinspert und Wehnrath auf sich aufmerksam: Am 28. April 1929 wurde der SV 1929 Sinspert-Wehnrath gegründet. Es trafen sich 18 Fußballbegeisterte, die dem Leder teilweise vorher in „wilden“
Vereinen in Sinspert, Blankenbach und anderswo nachjagten: Eduard Schöler, Gustav Kühne, Friedrich Kühne, Fritz Lünenbürger, Erich Brücher, Paul Hombach, Otto Reichler, Eugen Wenigenrath, Otto Wenigenrath, Fritz Reichler, Willi Selbach,
Erwin Hombach, Robert Köster, Eugen Gerhard, Oswald Gerhard, Adolf Heiden, Otto Hombach und Werner Menninger.
Bei einer weiteren Versammlung, zu der sich nochmals 13 Sportler den Gründern anschlossen, wurde der erste Vorstand gewählt:
1. Vorsitzender: Gustav Kühne sen.
1. Geschäftsführer: Friedel Kühne
2. Geschäftsführer: Fritz Lünenbürger
Kassenwart: Emil Brücher
Jugendleiter: Eduard Schöler
Foto: Der erste Kassenbericht
Foto: Die 1. Mannschaft im Gründungsjahr 1929 – von links oben: Gustav Kühne, Ernst Heinrichs, Ernst Braun, Paul Dohrmann, Eugen Heiden; Mitte: Oswald Gerhard, Willi Braun, Martin Selbach; Unten: August Köster, Torwart Eugen Braun und Willi Jungjohann
Eine Senioren- und eine Jugendmannschaft wurden aufgestellt. Der sportliche Erfolg stellte sich schon bald ein. Man schaffte den Aufstieg und spielte in der I. Gauklasse.
Zu Auswärtsspielen wurde mit dem Bus gefahren – wegen der Wirtschaftskrise war das Geld knapp, hier musste manches Mal auch der Vereinsvorsitzende selbst einspringen und das Fahrgeld beisteuern.
Das Geheimnis des Erfolges verriet nach einem Tuniersieg gegen die höherklassige Mannschaft von Borussia Derschlag deren Anhänger Friseurmeister Huhn aus Derschlag:
„Die Siesperter han jetzt den Pantas wia all im A…., jetzt kon´nen´se och spilln.“
(zitiert nach Oswald Gerhard, damals Spieler und später 1. Vorsitzender des Vereins aus den Vereinsnachrichten 1967).
Foto:
Nach einem Sieg in Eckenhagen 1931 von links oben: August Köster, Otto Hombach, unbekannt, Ernst Heinrichs, Martin Selbach; Mitte: Fritz Lünenbürger, Walter Neuhoff, Paul Dohrmann; Unten: Oswald Engelbertz, Huland und Willi Jungjohann
Bei den Nachbarn vom TuS Eckenhagen konzentrierte man sich indes auf anderes. Nach dem vorübergehenden sportlichen Stillstand im Verein, wurden die 1930`er Jahre mit dem neuen 1. Vorsitzenden Oskar Erdmann angegangen. Tatkräftig wie in den Jahren zuvor, leisteten die Vereinsmitglieder auch jetzt wieder Aufbauarbeit. Die Gemeinde plante den Bau eines Schwimmbades und einer Ski-Sprungschanze in Eckenhagen.
Am heutigen Standort der Firma Elektrisola wurde eine Badeanstalt errichtet. Mangels ausreichender Mittel in der wirtschaftlich schwierigen Zeit beschloss der TuS im Juli 1931, die Gemeinde –die nicht genügend Arbeitskräfte finanzieren konnte mit Leuten für 50 freie Arbeitstage zu unterstützen.
Ein knappes Jahr später gründete sich dann auch schon die anfangs aus 10 Mitgliedern bestehende Schwimmabteilung.
Die Ski-Sprungschanze wurde am Steilhang auf dem Blockhaus als Naturschanze angelegt – auch hier halfen Vereinsmitglieder unentgeltlich. Heute käme wohl kaum jemand auf den Gedanken, in unseren Breiten- und Höhenlagen ernsthaft ein „Wintersportzentrum“ zu bauen. Bereits damals wurde aber der Grundstein für eine der erfolgreichsten Abteilungen des TuS gelegt.
Mit dem Fußball ging es dagegen bergab. Die Abteilung wurde aufgelöst und stattdessen Handball gespielt.
Ein großes Fest für den Verein stand 1933 an. Zum 50-jährigen Vereinsjubiläum veranstaltete der Verein am 1. Juli 1933 erfolgreich Turnwettkämpfe und einen Umzug nebst Festkommers. Zahlreiche Mitglieder wurden für ihre langjährige Vereinszugehörigkeit geehrt, hier u. a. Ernst Müller (38 Jahre), Gustav Stommel (36) und Ewald Feld sen. (35).
Massive Einschnitte in das Vereinsleben wurden dann von der neuen nationalsozialistischen vorgenommen. Der Vereinsvorstand wurde aufgelöst und ein „Vereinsführer“ anstelle des bisherigen 1. Vorsitzenden gewählt. Weitere Vorstandsmitglieder
durften nicht gewählt werden. Vielmehr bestimmte der Vereinsführer den Vorstand. Auch eine neue Satzung gemäß dem verqueren Weltbild der Nazis wurde verordnet.
Sportlich machten die Turner von sich Reden. Beim Kreisturnfest 1936 in Waldbröl belegte die Mannschaft den 1. Platz im Muster-Riegenturnen. 1938 wurden in Eckenhagen die Vereinsmeisterschaften des Kreises ausgetragen. Fritz Hombach, Erwin Isenhardt, Christian Köllenbach und Willi Schöler bildeten das erfolgreiche Team des TuS.
Ein Jahr vorher trat der Verein – seit 1934 unter der Führung von Robert Stommel – in Verhandlungen mit den Mitgliedern des (aufgelösten) Vereins „Sportfreunde Eckenhagen“. Am 3. Mai 1937 wurde die Vereinigung beschlossen und vollzogen. Sämtliche Mitglieder wechselten zum TuS, ebenso das Vereinsvermögen. Ziel war u. a. eine Stärkung der Fußballabteilung.
Der Beginn des zweiten Weltkrieges und die folgenden Kriegsjahre verhinderten hier aber weitere positive Entwicklungen. Als immer mehr Vereinsmitglieder zum Kriegsdienst einrücken mussten, wurde die Vereinsarbeit schlussendlich vollkommen eingestellt.
Foto:1930 Turnvergleichswettkampf Rebbelroth – Becketal – Eckenhagen; untere Reihe von links: Die nicht nur hier siegreiche Eckenhagener Mannschaft: Paul Müller (der im folgenden Jahr sogar an die Deutsche Turnschule in Berlin delegiert wurde), B. Müller, Christian Köllenbach, Willi Schöler, Fritz Hombach, Erwin Isenhardt und Willi Ospelkaus